999 Jahre

Eine wechselvolle Geschichte auf einer Seite.

Phase 1 – Die Holzkirche 1026-1230

Im Langhaus-Dachwerk der Kirche zu Kirch Mummendorf befinden sich die bisher ältesten in einem Gebäude Mecklenburgs gefundenen Hölzer. Sie sind ein Spiegelbild aus den ‚Anfängen der Christianisierung Mecklenburgs, die von Beginn an mit vielen Rückschlägen verbunden war. Der Bremer Erzbischof Unwan (Regierungszeit 1013-1029) trieb die Missionierung der Wenden trotz vieler Misserfolge stark voran. In seiner Regierungszeit wurde die erste Kirche von Kirch Mummendorf um/nach 1026 als Holzbau gebaut.

Christianisierung der Region

Ab 1044 wurde der aus England heimgekehrte Gottschalk, ein überzeugter Christ, Fürst der Wenden. In kurzer Zeit unterwarfen sich Wagrien, Polabien, die Länder der Obotriten, Limonen und Warnarben seiner Herrschaft. Zusammen mit Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen (Regierungszeit 1043/45-1072), dem Gottschalk Priester und Missionare zur Verfügung stellte, unternahm Gottschalk auch durch persönlichen Einsatz alle Anstrengungen, die Wenden dem Christentum zuzuführen. Nicht alle Wendenstämme waren jedoch mit der Christianisierung einverstanden, vor allem für die östlichen Teilstämme der Wenden um das Heiligtum von Rethra war das Heidentum noch völlig ungebrochen.

Der Wendenaufstand

Am 7. Juni 1066 fiel Gottschalk zusammen mit seinem ganzen Gefolge in Lenzen an der Elbe den Aufständischen zum Opfer. In Ratzeburg wurde der Mönchsvorsteher Ansverus mit seinen 18 Genossen gesteinigt, Hamburg erneut zerstört. In Mecklenburg wurde der greise Bischof Johannes mit seiner Begleitung gefangen genommen und ermordet. Die Missionsbistümer in Oldenburg, Ratzeburg und Mecklenburg wurden beseitigt und lange Zeit nicht wieder besetzt.

Schäden an der Kirche

Auch die Kirche zu Kirch Mummendorf wurde Opfer des Wenden-Aufstandes. Der Holzkirche von um/nach 1026 wurde schwerer Schaden zugefügt. Sie wurde jedoch gleich danach repariert. Zwei Hölzer im Dachwerk des Schiffes um 1059 und um 1068 sind Zeugen dieser unruhigen Zeit.

Erneute Missionierung

Heinrich der Löwe ernannte im Jahr 1154 Evermod zum ersten Bischof seines neuen Bistums Ratzeburg. Unter der Ägide Evermods wurde die Missionierung der ehemals slawischen Gebiete in Mecklenburg verstärkt in Angriff genommen. Im Zuge dieser neuen kirchlichen Gründungszeit wurde um/nach 1164 an der Kirche zu Kirch Mummendorf eine Reparatur an der Deckenbalkenlage des Langhauses durchgeführt.

Phase 2 – Die steinerne Kirche 1230-1900

Erste urkundliche Erwähnungen

Die Kirche wurde erstmals 1230 im Ratzeburger Zehntregister erwähnt und durch den Ratzeburger Bischof Ludolph I. als Bannum ab 1237 dem Dompropst in Ratzeburg unterstellt.

Einläutung des Umbaus

Da Originalhölzer aus der Erbauungszeit des Chores nicht mehr vorhanden sind, kann die Bauzeit des Backsteinchores nur nach dem Baustil und Vergleichsbauten erfolgen. Ausgehend von der Datierung der Ziegel durch den Bauhistoriker Adolf Friedrich Lorenz auf etwa 1240 und in Verbindung mit der Feststellung, dass der aufsteigende Rundbogenfries an mecklenburgischen Kirchen erst ab 1240 nachgewiesen werden kann, kann der Baubeginn des Backsteinchores in dieses Jahr eingeordnet werden. Der Priester Ludolfus von Mummendorf hat demnach den Umbau von einer Holzkirche zu einem massiven Backsteinbau in Kirch Mummendorf ab 1240 eingeleitet.

30-jähriger Krieg

Den 30-jährigen Krieg hat die Kirche überstanden. Zu Beginn des Krieges wurde sogar im Jahr 1622 das Dach des Chores erneuert. Dieses ist heute noch im Originalzustand. Eine Quelle spricht lediglich davon, dass etliche Pfeifen des Positiff (eine kleine Standorgel) weg gekommen seien und ruiniert wurden. Nach dem Ende des Krieges wurden Fenster ausgebessert. 31 Jahre später jedoch wird die Kirche schon wieder als baufällig bezeichnet. Es folgen viele Reparaturen.

1700-1900

1789 zeigen sich große Risse an den Giebel des Turms. 1837 bis 1841 werden Reparaturen an weiterem Mauerwerk vorgenommen. 1843 wird der Durchbau der Kirche beschlossen. Ab da wird permanent an der Kirche gebaut. 1897 wird eine neue Turmuhr angeschafft. Diese existiert heute noch.

Phase 3 – Neuzeit 1900 bis heute

Anfang des 20. Jahrhunderts werden im Altarraum Wandmalerei entdeckt. Diese sind jedoch durch unsachgemäße Arbeiten so beschädigt worden, dass damals eine Restaurierung aufgrund der Hohen Kosten ausgeschlossen wird.

Glocken

Im 1. Weltkrieg konnte wohl verhindert werden, dass die kleinste der damals drei Glocken eingeschmolzen wurde, da sie die älteste Glocke Mecklenburgs war. Im 2. Weltkrieg jedoch wurden 2 der drei Glocken weggegeben. Die kleinste wurde wohl tatsächlich eingeschmolzen. Die große Glocke wurde trotz ihres Alters wohl freiwillig abgegeben. Sie konnte allerdings auf dem Glockenfriedhof in Hamburg wieder entdeckt werden. Glücklicherweise hat sie das unbeschadet überstanden und hängt heute wieder an ihrem alten Platz.

Umbauten

1964-1968 wurden umfangreiche Arbeiten am Kircheninneren vorgenommen. Dabei wurden die Emporen bis auf die Orgelempore entfernt. Die Kirchenbänke wurden grau überstrichen, wodurch die Dorf- und Familiennamen verschwanden. Im Chorraum wurden die letzten Malereien überstrichen und der Fußboden wurde erneuert.

Ein frischer Wind für die Kirche

Seit 2022 kümmert sich der Kirchenförderkreis Kirch Mummendorf um den Erhalt der Kirche. Dringende Arbeiten am Sockel und an den Fundamenten stehen an.